Eine große Gruppe von Pilgern bevölkert die Via Dolorosa und die heiligen Stätten. Einer von ihnen geht auf die Tür des Museums zu, die normalerweise verschlossen ist, und wundert sich, als sie sich öffnen lässt. Wissbegierige, Gelangweilte, Gottesfürchtige und Experten, ab jetzt ist das Museum endlich für alle geöffnet!
Die Sammlung ist mit viel Geduld und Leidenschaft von den franziskanischen Archäologen schon vor über einem Jahrhundert zusammengetragen und in den letzten Jahrzehnten um außergewöhnliche Fundstücke der Ausgrabungsstätten erweitert worden. Dieses geschichtliche, kulturelle und religiöse Erbe ist ab jetzt für jeden Besucher der Stadt zugänglich. Die für das Museum verantwortlichen Pater stehen auf Zuruf den Fragen der Besucher zur Verfügung. Dank der Arbeit von Volontären ist die Ausstellung fünf Vor- und Nachmittage in der Woche garantiert und wir hoffen, dass das auch weiterhin so sein wird. In den ersten Monaten sind viele positive Reaktionen verzeichnet worden, vor allem die Tour Guides sind überrascht und zufrieden: „Ich komme seit dreißig Jahren hier her und habe die Tür immer nur verschlossen vorgefunden.“, „Ich war nie drinnen. Jetzt wo ich es gesehen habe, werde ich meine Gruppen herbringen.“ und „Ihr habt sehr wichtige Funde.“
Es ist ein beachtlicher Schritt in eine neue Richtung, aber wir sind erst am Anfang. Während man die Ausstellungstücke durch Erklärungen und Informationen noch verständlicher machen möchte und durch die Zusammenstellung in Vitrinen die Kontexte versucht herzustellen, geht die gewaltige Arbeit des digitalen Katalogisierens des gesamten Inventars weiter. Ferner ist die Ausstellung eine Möglichkeit des Zusammentreffens, des Dialogs und der Kommunikation zwischen den Besuchern und den Verantwortlichen des Museums (Archäologen oder Experten für die Erhaltung von Kulturgütern), die auch während ihrer Arbeit an der Datenbase gerne Fragen beantworten und die Funde erläutern. Einige Besucher werden das Glück haben von dem Museumsdirektor, Pater Allinata, geführt zu werden. Laut Pater Allinata ist die Führung jedes Mal aufs Neue unvorhersehbar und versinkt in einer unendlichen Vielfalt von Diskursen und verschiedenen thematischen Vertiefungen ohne dabei das Interesse des Einzelnen zu vernachlässigen.
Die offene Tür erregt Interesse: manchmal wird das Museum zu einem Informationszentrum und erhält Anfragen jeglicher Art, die die neue Volontärin so gut wie möglich zu beantworten versucht. Es gibt Besucher jeglichen Typs sowie jeglicher Nationalität, Religion und Kultur: Gruppen super organisierter Juden, die sich für die alte, erlesene Arzneikunde von San Salvatore begeistern (einer möchte Informationen über das legendäre Jerusalemer Balsam…),Touristen, die mit einem Stadtführer in der Hand, verlangen das Haus von Pilatus zu besuchen, russische Pilger, die um eine Erklärung in ihrer Muttersprache flehen, Delegationen von Prälaten und Archäologieexperten, die ihren Enthusiasmus nicht verbergen. Ein peruanischer Tourist mit seiner Mutter im Schlepptau wusste nicht, was die Grabeskirche ist, zwei Mohammeds von 12 und 13 Jahren observieren mit großer Ernsthaftigkeit jede einzelne Vitrine des Museums und geben zu jeder einzelnen (vermutlich) positive Kommentare ab und Studenten kommen und gehen ganz ungeniert, manchmal mit einem Fotoapparat oder einem Heft in der Hand.
In diesem Museum trifft die leidenschaftliche Professionalität von Generationen tüchtiger Franziskaner auf den Wissensdurst, auf das umgesetzte Projekt und auf die historische Offenbarung vieler Männer und Frauen, die nach Jerusalem, dem Zentrum der Welt, kommen.
Ein Bericht von Lella Faberi, Volontärin bei ATS pro Terra Sancta
ATS pro Terra Sancta, die nichtstaatliche Organisation der Kustodie des Heiligen Landes, unterstützt durch das Projekt „Die Geschichte des Heiligen Landes“ ein Museumszentrum in Jerusalem. Es handelt sich um eine Initiative, die von dem Kustode des Heiligen Landes, Pater Pierbattista Pizzaballa, ins Leben gerufen wurde, um ein dokumentarisches Wissen der Geschichte der Christenheit an diesen Orten zu verbreiten und um über die Erfahrungen der franziskanischen Präsenz sowie um über die aktuellen Werke der Kustodie zu informieren: ein Projekt mit dem Ziel ein hundertjähriges kulturelles Erbe zu katalogisieren, zu archivieren und zu erhalten. Nicht zuletzt ist das Ziel nicht nur „lebende Steine“ in Stand zu halten, sondern auch „Steine der Erinnerung“ zu bewahren.
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