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„Ich möchte dort leben, wo Jesus gelebt hat“: Worte der Christen aus der Altstadt Jerusalems

23 Juni 2014
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„Ich möchte dort leben, wo Jesus gelebt hat“: Worte der Christen aus der Altstadt Jerusalems
„Ich möchte dort leben, wo Jesus gelebt hat“: Worte der Christen aus der Altstadt Jerusalems
Wir veröffentlichen hier die Erzählung von Auriane, freiwilligeHelferin und Forscherin aus Frankreich, die drei Monate lang im Technischen Büro der Kustodie des Heiligen Landes mitgearbeitet hat. Tag für Tag hat sie die Instandsetzung der Häuser in der Altstadt miterlebt, die dank des Projektes "Jerusalem, Steine der Erinnerung", durchgeführt werden, und das von der Assoziation pro Terra Santa initiiert wurde. Ihre Aufgabe war es, die Strukturen der hosh – die Innenhöfe, in denen sich das Leben der Familien in der Altstadt organisiert– zu studieren, und zwar über die Erzählungen der Christen, die dort leben. Die Kustodie des Heiligen Landes hilft den bedürftigen christlichen Familien, indem sie ihnen mehr als 400 Wohnungen in der Altstadt Jerusalems zur Verfügung stellt. Viele dieser Familien leben in den hosh: einer traditionellen architektonischen Struktur, die durch einen gemeinsamen Innenhof charakterisiert ist, der umgeben ist von den Wohneinheiten. Diese Bauart ist angepasst an das heiße Klima, und sie ist, abhängig von Epoche und Weltregionen,immer unterschiedlich (es gibt etwa das römische Atrium, den Patio in den haciendas, in China ist es der siheyuan.) Von der Straße ist er durch ein Tor zugänglich, das meist offen steht,  der hosh bietet von Mal zu Mal ein anderes Bild, wie auch seine Bewohner, die Steine von Jerusalem.Es ist interessant, dass ein arabisches Wort den gleichen Ursprung hat, Yahosh bedeutet ‚freundschaftliche Umarmung. Es handelt sich um einen Bereich, der zum Teil öffentlich und zum Teil privat ist, aber Ihr müsst wissen, dass wenn Ihr dorthin kommt, man Euch sofort mit neugierigen Fragen überschütten wird. Tatsächlich betritt man kein hosh, ohne sofort eingeladen zu werden. In den komplexeren Wohnungen ist derhoshein echtes Labyrinth, aber jedes von ihnen ist einzigartig, und alle sind sie sehenswert, aus sozialer, architektonischer, umwelttechnischer Sicht usw. In der Vergangenheit war der hosh von den Mitgliedern einer einzigen Familie bewohnt, heute ist er die Antwort auf die Immobilienkrise und die Übervölkerung in der Altstadt. Darüber hinaus hat die Aufteilung des Raumes großes Potenzial für das Zusammenwohnen der Einwohner unterschiedlichster Provenienz. "Der Raum im Hof hilft im Zusammenbeleben, aber wenn Du den Raum für Dich hättest, und es gäbe keine anderen Personen, hilft das niemandem". Das bestätigt eine Frau um die 60, die im Dar elConsul wohnt. Die Nachbarn im Haus, vor allem die Älteren, die seit ihrer Geburt im hosh wohnen, werden als Familienmitglieder angesehen; das bestätigen zwei andere Frauen des gleichen hosh: "Ich bin froh hier zu wohnen, denn ich bin hier nicht alleine, ich weiß, dass andere um  mich herum sind, die nach mir sehen" und: "Wenn ich die Kinder sehe und mit ihnen spreche, macht mich das glücklich". Über die garantierte Wohnqualität hinaus, die der Raum und der offene Himmel gewährleistet, gibt der hoshden Personen, die dort wohnen, ein Gefühl von Sicherheit: "Ich fühle mich wegen der politischen Lage nicht besonders sicher, aber in der Altstadt bin ich sicher und ebenso im hosh. Hier habe ich keine Probleme:  meine Tür bleibt immer offen". Mit seinem Raum für viele Generationen ändert sich der hosh im Rhythmus der Jahreszeiten und der Tage: "Am Morgen, wenn die Kinder in der Schule sind, gehört er uns. Wir treten raus, trinken Tee, vor allem im Sommer, aber ab fünf Uhr am Nachmittag verwandelt er sich in einen Spielplatz", erzählt eine Familienmutter vom Issak Bek. Mehr als eine architektonische Einheit ist er ein Lebensgefühl, ein diskretes Zeugnis der urbanen und gesellschaftlichen Entwicklung Jerusalems, der dreifach heiligen Stadt. "Ich möchte hierhin zurückkehren, ich lebe nun zwei Jahre in Paris, und kenne meine Nachbarn nichteinmal: in Jerusalem ist das Umfeld ganz anders, es ist familiärer, wenn auch weniger als früher; es herrscht eine andere Kultur". So sagt es eine Frau im Vorbeigehen, die gerade ihre Familie im hoshBastoli besucht. Die bekannte Vierteilung der Altstadt verliert ihren Sinn, wenn man sich in das Herz Jerusalems begibt. "Im Innern der Mauern kennen sich alle, es spielt keine Rolle, aus welchem Viertel man kommt, weil die Menschen nah beieinander wohnen, physisch und psychisch", sagt eine Frau um die 60 aus Dar elConsul. Diese körperliche Nähe bedeutet auch Nähe zu den Heiligen Stätten, Symbol der Spiritualität und zur gleichen Zeit des Schutzes. Die gleiche Frau bringt zum Ausdruck, was der höchste Sinn ist, in Jerusalem zu leben: "Für mich ist es wichtig, dort zu leben, wo Jesus gelebt hat". Diese einzigartige Symbiose, fast schon organisch wie die Heilige Stadt, schmiedet die Christen Jerusalems im Glauben zusammen. "Ich leide an Rückenschmerzen und Schmerzen in den Beinen, aber sobald ich die Glocken des Grabeskirchehöre, ist es wie ein Ruf, ein ‚Steh auf und komm", bestätigt eine Frau des Issa Bek. Der gleiche Glaube wird genauso von den Jungen geteilt". Mein Haus liegt am nächsten zu Santo Sepolcro", "Ich liebe Jerusalem, weil es die Stadt Jesu ist", sagt eine kleines Mädchen von 10 Jahren von Issak Bek. "Die Kustodie im Heiligen Land ist eine gute Kirche, weil sie sich um ihre Christen kümmert", bestätigt ein Mann von 40 Jahren aus dem hoshBastoli.  Und in diesem Geist arbeitet das Projekt Steine der Erinnerung für die Renovierung der Häuser, die den Ärmsten der Christen Jerusalems zukommen sollen. Durch ihreMaßnahmenfürdie Steine arbeitet eine Gruppe des Technischen Büros der Kustodie konstant an der Erhaltung dieser christlichen Erinnerung. Unglücklicherweise ist der Grad des Zerfalls, in dem sich dieses architektonische Erbe befindet, sehr gefährlich für die Gesundheit seiner Bewohner und zwingt neue Generationen zu einer Neuorientierung. Jedes Jahr werden etwa 30 Wohnungen renoviert, aber die fehlenden Mittel machen sich bemerkbar: in diesem Kontext, so einzigartig und so schwierig, zählt jede noch so kleine Geste.
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