Die Leistungen in Behandlung und Vorsorge, die der franziskanische Sozialdienst der Kustodie des Heiligen Landes täglich erbringt, sind für die palästinensische Gesellschaft, in der eine öffentliche und soziale Fürsorge komplett fehlt, von elementarer Bedeutung. Manchmal ist es der einzige Weg, um zu überleben.
M. wurde am 21. September 1946 in eine Familie geboren, in der fünf Töchter lebten. Für einige Tage hatte sie einen Zwillingsbruder. Es war der Sohn, auf den die Familie so lange gewartet hatte. Beide Kinder hatten gesundheitliche Probleme, und der kleine Bruder ist daran leider gestorben. Die Familie warf dem Schwesterchen vor, die Ursache seines Todes und ein Fluch für das ganze Haus zu sein. Als sie anderthalb Jahre alt war, wurde sie einem Nonnenkloster im Libanon übergeben. Dort lebte sie 20 Jahre lang unter fortwährender Pflege. Während ihres ganzen Lebens arbeitete sie als Freiwillige in Sozial- und Gesundheitseinrichtungen. 1999 wurde sie von der Societa Antoniana aufgenommen und mehreren kopfchirurgischen Behandlungen unterzogen. Ihr Uterus musste entfernt werden. Dann wurde Schilddrüsenkrebs diagnostiziert. Sie lebt noch heute in der Societa Antoniana. Wenn sie kann, hilft sie den Nonnen bei der Pflege der Patienten, denn sie sagt: „Für andere zu leben, gibt mir das Gefühl von Heimat.“
S. stammt aus einer guten Familie, arbeitete als Schneiderin und hat nie geheiratet. Jetzt ist sie 78 Jahre alt, aber ihr ganzes Streben geht darauf aus, sagt sie scherzhaft, einen Ehemann zu finden, es sei ja nie zu spät! Vor sechs Jahren begann ihr Augenlicht infolge einer Infektion nachzulassen. Die Ärzte konnten nichts tun, und so erblindete sie. Ihre Familie konnte sich eine private Pflege nicht leisten und beschloss daher, S. in ein Pflegeheim zu stecken. Seither ist sie ein Gast der Societa Antoniana. Über Jahre habe sie die Freude an ihrem Leben verloren, sagt sie unter Tränen, denn sie fühlte sich im Stich gelassen. Niemand aus der Familie kam sie besuchen. Nur selten kommt eine Nichte und bringt Früchte mit. Das sind die glücklichsten Augenblicke für S.
Seit sie ein Kind war, wollte M. eine Nonne werden. So ging sie von Ramallah nach Jerusalem, um in ein Kloster einzutreten. Als sie 20 Jahre alt war, ließen sich ihre Eltern scheiden. M. beschloss, das Kloster vorübergehend zu verlassen, um bei ihrem einsamen Vater zu leben. Sie hat nie die Profess abgelegt, aber immer den Habit einer Nonne getragen. Als sie nach dem Tod ihres Vaters um Wiederaufnahme ins Kloster bat, wurde sie abgewiesen. Daher ging sie nach Bethlehem und betreute alte Menschen, die ihr ein Zuhause gaben, um nicht allein zu sein. Als eine alte Frau starb, bei der sie ein Jahr lang gewohnt hatte, machte sie eine schlimme Erfahrung, die ihr Leben tiefgreifend veränderte: Die Hinterbliebenen schickten sie weg, sie wurde obdachlos. Das Leben auf der Straße und die dauernde Angst vor Missbrauch trieben sie in den Wahnsinn. Eines Tages sah ein Priester diese Frau im Habit einer Nonne und beschloss, ihr zu helfen. Zuerst wurde sie in eine Nervenheilanstalt gebracht. Als es M. besser ging, kam sie in die Societa Antoniana. Dort lebt M. nun seit sechs Jahren. Nach wie vor leidet sie unter Panikattacken, und oft hat sie versucht zu flüchten. Doch jetzt besitzt sie einen Kater, den sie wie einen Sohn bemuttert. Dank der Aufgabe, sich um den Kater zu kümmern, geht es ihr besser.
Anna Colombi, Freiwillige bei ATS Pro Terra Sancta in Bethlehem
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