Eine Schulgruppe von rund 40 Mädchen nährt sich neugierig der Kirche, beobachtet verstohlen das angelehnte Tor, betrachtet die Ausgrabungen der archäologischen Außenanlage, staunt über die enormen Olivenbäume des Gartens. Die Mädchen sind wegen des ungewohnten Ausfluges aufgeregt, denn sie besichtigen zum ersten Mal die Basilika von Gethsemane, die dicht an ihrer Schule liegt und dennoch vorher nie besucht wurde.
Seit einigen Monaten gibt es eine Baustelle in dieser Kirche: momentan werden die Mosaike im Inneren restauriert; im Anschluss werden noch die Fassade, das Dach und die Böden renoviert. In dieser Zeit werden fünf einheimische Jugendliche angelernt, die im Laufe der Restaurierungsarbeiten von den Experten die Technik und die Kunst des Mosaiklegens erlernen. Das Ziel des Projektes ist es zwar die Restaurierungsarbeit, aber auch das Verständnis und das Interesse der Jugendlichen für die historischen und künstlerischen Kulturgüter ihres Landes zu fördern, indem man sie mit einbezieht.
Im Mittelpunkt steht die Einbindung und die Annäherung der Jungendlichen von Jerusalem an die Schätze ihres Wohnortes; deshalb wurden vor kurzen Aktivitäten mit den Schulen gestartet. Die Mädchen kommen zu Fuß den Ölberg hinunter, auf dem sich die Mädchenschule Al-Tur befindet. Der Koordinator des Projektes mit den Schulen, Khaled Hamdan, erklärt: "Wir haben angefangen die Schulen in den arabischen Vierteln rund um die Basilika zu kontaktieren, später werden wir auch den Rest der Stadt anschreiben".
Begleitet von Khaled und von Osama Hamdan, Architekt von ATS pro Terra Sancta und Verantwortlicher für die Restaurierungsarbeiten, nimmt am 4. Oktober eine Klasse der Schule von Al-Tur am ersten Besuch statt, die wöchentlich organisiert werden. Alle Mädchen sowie ihre vier Lehrerinnen tragen Hüte mit Ausschnitten des Mosaiks von Gethsemane und den Logos der Unterstützer, die das Projekt realisiert haben: ATS pro Terra Sancta, Kustodie des Heiligen Landes, Mosaic Center von Jerico, Programm PMSP des italienischen Konsulats, Gemeinde von Rovereto, „Fondazione Opera Campana dei Caduti“ und „Fondazione Cassa di Risparmio di Trento e Rovereto“.
Der Rundgang beginnt draußen, wo die Mädchen gespannt der Geschichte der Basilika lauschen und die historisch-architektonische Entstehung im Laufe der Jahrhunderte auf einem Schaubild verfolgen. Weiter geht es im Inneren, wo der Mosaikleger Raed Khalil von seiner Arbeit erzählt und ihnen die Mosaike im Gewölbe und auf dem Boden zeigt. Einige machen sich Notizen, andere bleiben mit der Nase nach oben lange stehen, ganz fasziniert von den Farben und Figuren, die so kunstfertig umgesetzt wurden. Danach versammeln sie sich um einen Tisch, an dem zwei Praktikantinnen an einem Mosaikausschnitt arbeiten. Die gläsernen Mosaiksteinchen – von einer italienischen Firma – glänzen im Licht der Lampen. Die Mädchen fragen am Ende der Besichtigung, ob sie ein Steinchen als Erinnerung an diesen besonderen Ausflug mit nach Hause nehmen dürfen. Eine von ihnen fragt schüchtern, bevor sie hinausgeht: „Kann ich das nächste Mal auch meine ganze Familie nach Gethsemane mitbringen?“
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