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Die Notlage in Ägypten dauert an – und die Situation, unter Anderem die der Christen, verschlimmert sich

03 November 2012
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Die Notlage in Ägypten dauert an – und die Situation, unter Anderem die der Christen, verschlimmert sich
Die Notlage in Ägypten dauert an – und die Situation, unter Anderem die der Christen, verschlimmert sich
photo by Miriam MezzeraDer folgende Bericht gibt die erfüllenden Worte von Pater Ibrahim Faltas, eines Franziskaners der Kustodie des Heiligen Landes, wieder, die dessen Rückkehr aus seinem Heimatland Ägypten beschreiben: "Die Atmosphäre, die einst voller Zauber und Altertümlichkeit war, existiert nicht mehr. Mein jüngster Besuch in Ägypten schockierte mich, konfrontierte mich mit einer radikalen Veränderung der Lebenslage und mit der grausamen Wirklichkeit, mit der viele Menschen nun leben müssen. Das alte Ägypten verschwand am 25. Januar 2011. TV-Sender aus aller Welt zeigten Bilder der immensen Menge an Ägyptern, die auf dem Tahrir Square protestierten, bis die Regierung samt des ganzen Polizeistaats niedergelegt wurde. Somit beschleunigte sich der Lauf der Geschichte, ähnlich wie in vielen anderen Ländern Nordafrikas. Während der Tage dieser Revolution betraten viele Kriminelle die Polizeikaserne und töteten unzählige Beamte. Die Polizei, die die öffentliche Ordnung hätte aufrechterhalten sollen, verlor ihre Würde und Macht, und sie existiert heute nicht mehr. Dies führt uns zu dieser chaotischen Situation, ja einem Wirrwarr!, in Großstädten wie Kairo und Alexandria. Zahlreiche Nachbarschaften in Kairo und Alexandria sind zu großen Open-air-Märkten mutiert: An jeder Straßenecke, auf den Straßen und Bürgersteigen, verkaufen Frauen, Männer und Kinder Früchte sowie Gemüse und auch andere Produkte, um der Armut zu entkommen und zu überleben, und das ohne jede Rücksicht auf die Plätze, an denen sich täglich immer mehr Staub ansammelt, sodass sich die unsicheren gesundheitlichen und sanitären Bedingungen verschlimmern. Stromausfälle passieren mindestens viermal täglich, und das nicht nur in Wohn-, sondern auch in Geschäftsgebieten. Die größten Unannehmlichkeiten finden abends statt, wenn das Leben in Kairo und Alexandria genauso aufgeweckt ist wie tagsüber, sodass viele Menschen ihre Arbeitsaktivitäten aufgrund mangelnden Lichts reduzieren müssen. Und manchmal gibt es nicht einmal Wasser! Ich traf auf ellenlange Schlangen von Autos und Lkws, die darauf warteten, Benzin tanken zu können. Der Verkehr ist absolut unmöglich, und die Verkehrsregeln werden nicht beachtet. (...) Kriminalität herrscht überall, und täglich werden Menschen zu Zeugen von Taten, in denen kriminelle Jugendliche Passanten bedrohen und sie bestehlen. Es gibt kleine Jungs, die, auf klapprigen Mopeds sitzend, Frauen deren Handtaschen rauben oder Passanten ihre Handys klauen, selbst wenn sie gleichzeitig mit ihnen reden. Viele Kriminelle verstecken sich in unbewohnten Wohnungen, und es gibt nichts, das die rechtmäßigen Besitzer dagegen tun können, weil es keine Polizei gibt, die sie beschützen könnte. (...) Ich führte ausschweifende Diskussionen mit mehreren Freunden, die ich in Alexandria traf, und deren Angst und Unsicherheit bezüglich ihrer Zukunft war spürbar. Viele Schulleiter bestätigten mir, dass eine hohe Zahl an Christen bereits ausgewandert war, und dass die Zahl an Schülern drastisch sank. Eine schrecklich hohe Zahl an Menschen hat den Sinn für Respekt und Zivilisation verloren, selbst wenn es um die Ausbildung und Erziehung ihrer eigenen Kinder geht, Sittenlosigkeit ist weit verbreitet, genauso wie Drogenmissbrauch unter den jungen Leuten. (...) Was ich mit meinen eigenen Augen in meinem Heimatland sehen musste, hat mich stark getroffen! Ich kann meine Heimatstadt Alexandria nicht mehr wiedererkennen, so sehr hat sie sich in einer solch kurzen Zeit verändert! Doch meine größte Enttäuschung war es, die Verzweiflung der christlichen Gemeinde miterleben zu müssen, die keinen Ausweg mehr sieht und auch keine Hoffnung mehr in die Zukunft ihrer Kinder mehr hat. Als ich am Flughafen auf meinen Rückflug wartete, dachte ich an die Millionen Ägypter, die jene grausame Realität täglich erleben müssen, und ich konnte nicht anders, als diese Geschichte aus meiner Perspektive als Franziskaner weiterzuerzählen. Zur Zeit der Kreuzritterperiode, im Jahre 1219, unternahm der Heilige Franz als Botschafter des Dialogs und Friedens eine Reise durch Ägypten und Syrien, um den Sultan Ägyptens zu treffen. Diese Tat des Heiligen Franz ist ein Beispiel für Respekt und den Dialog zwischen verschiedenen Kulturen. (...) Vielleicht wird dieses Land, ein Produkt so vieler Kulturen über viele Jahrhunderte hinweg, sein Herz und seinen Verstand der neuen Generation und dem neuen Gesicht Ägyptens gegenüber wieder öffnen können, vielleicht wird die Zeit kommen, Entscheidungen zu treffen und voranzuschreiten. Vielleicht wird das höchste Ziel sein, die bürgerliche Gesellschaft in Hinblick auf gegenseitigen Respekt und Menschenwürde wiederherzustellen, welche auf dem Gesetz beruht und in der die Bürgerschaft auf Gleichheit, Gerechtigkeit und Religionsfreiheit beruht". Der vollständige Bericht (auf Italienisch) von Vater Ibrahim Faltas befindet sich auf der Seite der Fondazione Giovanni Paolo II. ATS pro Terra Sancta beabsichtigt, das ägyptische Volk über die Franziskanermönche der Kustodie des Heiligen Landes weiterhin zu unterstützen. Für diesen Zweck richtet ATS einen Appell an Sie, wenn Sie an dieser Hilfsaktion teilnehmen möchten. 

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